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Vortrag von Prof. Dr. Marco Bohnhoff, GFZ Potsdam
Beim Stichwort »Bohren« denkt man zunächst schnell an Öl- und Gasförderung mit entsprechend meist negativer Konnotation. Die entscheidenden technologischen Entwicklungen, die ein Erschließen des geologischen Untergrunds aber erst möglich machten, fanden allerdings überwiegend in der Wissenschaft statt. So führte zum Beispiel die bahnbrechende Konzeption einer gerichteten Bohrtechnik dazu, dass in Deutschland in den 1990er Jahren ein weltweit einmaliges Forschungsprojekt realisiert wurde – das Kontinentale TiefBohrprojekt KTB. Das Ergebnis war eine über 9 Kilometer tiefe Bohrung, bis heute eines der tiefsten und senkrechtesten Bohrlöcher weltweit und nach wie vor Forschungsstandort.
Wissenschaftliches Bohren weltweit ist heute eine Schlüsseltechnologie, die von Deutschland aus koordiniert wird, und die die unterschiedlichsten geowissenschaftlichen Fragestellungen beantworten kann. Diese reichen von der Entschlüsselung von Erdbebenprozessen über die Rekonstruktion lange zurückliegender Klimaveränderungen bis hin zur Erforschung der Ursachen der Migration von Frühmenschen und der Erforschung klimafreundlicher Energieversorgung sowie sicherer Nutzung des geologischen Untergrunds. All dies kann nur durch direktes Vordringen in kilometertief unter unseren Füßen verborgene Erdschichten und dort gespeicherte Information entschlüsselt werden.
Der Vortrag geht auf die Grundlagen und moderne Ansätze des wissenschaftlichen Bohrens ein und unternimmt eine Reise über alle sechs Kontinente zu den im Rahmen des weltweiten wissenschaftlichen Landbohrprogramms ICDP realisierten und geplanten aktuellen Bohrprojekten.
Der Vortragende Prof. Dr. Marco Bohnhoff ist Direktor des internationalen Landbohrprogramms ICDP, Leiter der Sektion »Geomechanik und Wissenschaftliches Bohren« am GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung sowie Professor für »Experimentelle und Bohrloch-Seismologie« an der Freien Universität Berlin.