Baja California Fire (© NASA Earth Observatory)
Die primären Graslandökosysteme Zentraleuropas entstanden unter dem Einfluss der pleistozänen Megafauna (z.B. Mammuthus). Mit Auftreten des modernen Homo sapiens in Zentraleuropa ist diese Megafauna ausgestorben. In der Folge hat sich in den ursprünglich offenen Graslandsystemen eine dichte, überwiegend holzige Vegetation (Ausbreitung der Wälder) ausgedehnt. Im Rahmen der neolithischen Revolution ist durch umfangreiche Rodungen diese dichte Vegetation erneut aufgebrochen und es entstanden die bis heute sichtbaren landwirtschaftlich genutzten Grünlandökosysteme, die durch menschliche Nutzung einschließlich der Weide durch domestizierte Formen kontrolliert wird.
In den Graslandökosystemen (Savannen) des südlichen Afrika sind im Gegensatz zu Zentraleuropa die Mehrzahl der Taxa der pleistozänen Megafauna erhalten. Die Savannen des südlichen Afrika dienen somit als rezente Referenzbasis und als natürliches Labor für das Verständnis der Wechselbeziehungen zwischen Grasland und Megafauna und des Einflusses menschlicher Nutzung (Weide, Klimawandel) auf dieses fragile Beziehungsgeflecht. In Mitteleuropa bestehen nur Verhältnisse, die kulturell stark überformt sind. Der vergleichende Ansatz ermöglicht es, Begriffe wie „Wildnis“ oder „Rewilding“ kritisch zu beleuchten und besser zu verstehen.
Prof. Dr. Ulrich Zeller ist emeritierter Professor der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin. Er hat Abschlüsse in Medizin und Biowissenschaften der Universitäten Göttingen und Berlin und war Fellow der Smithsonian Institution in Washington, D.C. Professor Zeller war Direktor des Zoologischen Museums in Berlin und Leiter der Abteilung für Systematische Zoologie an der HU. Er ist Mitglied der Redaktion verschiedener wissenschaftlicher Zeitschriften und hat mehr als 300 Artikel und Aufsätze in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert. Seine Forschungsinteressen gelten der Organismen- und Evolutionsbiologie von Wirbeltieren, insbesondere Säugetieren, der Biodiversität unter sich verändernden Umweltbedingungen und der Nutzung durch den Menschen, vor allem in Mitteleuropa, Subsahara-Afrika und Australien.
Moderation: Prof. Dr. Marcel Robischon, Professor für Agrarökologie und Leiter der Abteilung Agrarökologie an der Humboldt-Universität zu Berlin