(© Swaantje Güntzel)
Ein Mann im grauen Anzug trägt auf der Schulter eine Straßenlaterne und in der Hand einen Koffer mit Solarbatterie. Bei Sonnenuntergang steckt der Mann den Stecker der Straßenlaterne in den Koffer, die Laterne leuchtet. Er geht los. Wenn die Last zu schwer ist, bleibt er stehen, richtet die Straßenlaterne auf und verweilt ein wenig. Seine Reise trägt ihn seit Jahren stetig weiter: von Hamburg auf die Insel Farö ins schwedische Fjällgebiet über Island nach Spiekeroog bis nach Lanzarote. Wo immer der Mann mit der Straßenlaterne geht, verortet er sich. Und schärft dabei für die Teilnehmenden den Blick für die umgebende Stadt-, Kultur- und Naturlandschaft. Wie verändert sich die Landschaft durch menschlichen Einfluss? Und welche Auswirkungen hat dies auf die Menschen und ihre landschaftliche Heimat?
In zwei Rundgängen durch und um den Tiergarten erforscht der Aktionskünstler Jan Philip Scheibe die Veränderungen der Stadträume von Berlin-Mitte. Nach einer Einführung begleitet ihn eine Gruppe von Mitwander*innen bei Sonnenuntergang durch die blaue Stunde in die Nacht. Die Rundgänge erstrecken sich über ca. 3, 5 km und dauern rund 90 Minuten. Der Mann mit der Straßenlaterne sucht Verkehrs- und Grünräume auf, nach übriggebliebenen Nichtorten und begibt sich in einem urbanen Raum, der einem enormen Veränderungsdruck unterliegt. Das Laternenlicht macht Offensichtliches sichtbar und erhellt Ungesehenes. Die Mitwander*innen schärfen ihre Wahrnehmung und nehmen die Stadtlandschaft neu wahr. Aus einer Gruppe von Individuen entsteht im Laufe der Performance eine homogene Gruppe, die selbst Bestandteil der Aufführung wird.
Sonntag, 05.09.2021: Treffpunkt vor der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10
Montag, 06.09.2021: Treffpunkt vor dem Haus der Kulturen der Welt, John-Forster-Dulles-Allee 10