(© )
Wilhelm und Alexander von Humboldt werden heute als deutsche Kosmopoliten gefeiert. Sie verkörpern die Errungenschaften öffentlicher Bildung, eine neue Sicht auf die Natur und den unvoreingenommenen Blick auf die Kulturen jenseits Europas. Ihre Biografien sind jedoch auch von den Gegensätzen ihrer Zeit geprägt: Dem in der Aufklärung entworfenen Bild der Gleichheit der Menschen stehen die Existenz von Kolonialismus und Sklaverei entgegen. Die Neuentdeckung der Natur geht auch mit ihrer Beherrschung und Zerstörung einher. Internationaler Austausch und Kooperation verhindern nicht die nationale Abgrenzung.
Das Deutsche Historische Museum zeigt die erste große Ausstellung über Wilhelm und Alexander von Humboldt in Deutschland. Sie verortet die Brüder im Kontext der komplexen Herausforderungen, Entwicklungen und Chancen ihrer Zeit. Sie blickt auf gesellschaftliche und politische Verhandlungs- und Gestaltungsräume, geht dem Verhältnis von Reisen und Erkenntnis nach und beleuchtet, wie sich die Perspektive auf den Menschen und seine Umwelt unter dem Einfluss von Wissenschaft und Geschichtsbewusstsein verändert. In der Zusammenschau der vielfältigen Themenbereiche, die sich mit den Brüdern Humboldt verbinden lassen, treten Fragen nach der Aktualität und Bewertung ihrer Haltungen und Handlungen in unserer Gegenwart hervor.